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Einführung währungsgesicherter Anteilklassen bei Investmentfonds als internationale Anlagestrategie

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Die Ausgangslage

Immer mehr Anleger aus Nicht-Euro-Ländern zeigen Interesse an deutschen Fonds, möchten allerdings das Währungsrisiko der eigenen Währung gegen den Euro ausschließen. Ohne Währungsabsicherung würde der ausländische Anleger die Bewegungen des Wechselkurses als Gewinn oder Verlust verzeichnen. Mit der Absicherung von währungsgesicherten Anteilklassen versucht man, die Auswirkungen von Währungsschwankungen zwischen der Währung, die ein Anleger für den Anteilskauf verwendet hat, und der Basiswährung des betreffenden Fonds zu verringern.

Währungsgesicherte Anteilklassen haben gegenüber neuen, separaten währungsgesicherten Fonds nachfolgende Vorteile:

  • Der Aufwand / die Kosten der Ziehung von Anteilklassen sind niedriger als die Auflage neuer Fonds
  • Der Track Record bestehender Fonds kann genutzt werden
  • Neue Anteilklassen bedürfen keines eigenen Managements
  • Bei Währungsabsicherung ergeben sich bessere Anpassungsfähigkeiten an die Investorenbedürfnisse
  • Es ergeben sich generell bessere Vertriebsmöglichkeiten in Richtung Non-Euroraum; bspw. über institutionelle Mandate mit globalem Anlageuniversum
  • Es kann eine optimale Fondsgröße erzielt werden: Anteilklassen, welche innerhalb von großen UCITS-Fonds aufgelegt werden, erlauben großen Investoren direkte Investments in diese Fonds zu tätigen (Skaleneffekte bei laufenden Kosten)
  • Die Wettbewerbsfähigkeit wird durch verbesserte Peer-Group-Vergleiche erhöht

Die Basis für die Währungssicherung der Anteilklassen sind Devisentermingeschäfte (DTGs). Für Investoren mit unterschiedlicher Heimatwährung werden unterschiedliche Anteilklassen in der jeweiligen Währung benötigt. Die Umsetzung dieser Währungssicherung erfolgt in der Form, dass einzelne Devisentermingeschäfte nur einer bestimmten Anteilklasse zugeordnet werden.

Die Währungsabsicherungsgeschäfte für die währungsgesicherten Anteilklassen sind auf Anteilklassenebene vorzunehmen. Bei dem Auftrag zur Währungssicherung von Anteilklassen handelt es sich nicht um eine Portfoliomanagementleistung im Sinne des Managementauftrags, sondern um eine Dienstleistung zur Produktion der vertrieblich gewünschten Währungscharakteristik von Anteilklassen.

Die Zuordnung des Sondervermögens auf Anteilklassen erfolgt nur für die spezifischen Währungssicherungsgeschäfte (DTGs)

Mit der Umsetzung von währungsgesicherten Anteilklassen hat der Auslandsvertrieb und der Vertrieb für Institutionelle Großkunden einer Kapitalanlagegesellschaft eine wettbewerbsfähige Basis erhalten. Im Rahmen des Projekts wurden die Prozesse angepasst und die IT-technische Umstellung aller relevanter Systeme im Investmentprozess durchgeführt. Insbesondere standen die folgenden Prozesse im Fokus der Anpassung: Portfolio Management-Steuerungssysteme (inkl. Ordererfassung), Ordermatching, Anlagegrenzprüfung, Fondsbuchhaltung, Reporting und Performanceanalyse.

tomoro übernahm in dem Projekt die Durchführung des Projektmanagements, die Prozessberatung sowie die Testkoordination.

Fachliche Einordnung: Die Grundlage des Hedgings

Das aktive Absichern (engl. hedgen) von Handelspositionen kann, bei richtiger Handhabung, Gewinne sichern und Risiken minimieren oder gar neutralisieren. Wesentlich hierbei ist immer die Berücksichtigung der für die Anteilklasse gewählte Hedging-Methode bzw. die Überprüfung der zugrundeliegenden Anlagerestriktionen. Für das Projekt wurde die Hedging-Anwendung vollständig in Eigenregie hinsichtlich der speziellen Anforderungen und des im Hause vorhandenen Know-Hows neu entwickelt und implementiert. Die Anwendung ist so konzipiert, dass sie vollständig ohne händische Eingriffe funktioniert.

Zwei Ansätze für Fonds bei der Währungsabsicherung

Eine Währungsabsicherung kann niemals alle Risiken ausschließen. Die Erträge der Anteile in Basiswährung sind nicht identisch mit den Erträgen der Anteile in Landeswährung, zum Beispiel aufgrund von Timing (die Devisenterminkontrakte für die Währungsabsicherung werden normalerweise zum NAV des Vortags ausgeführt) und den Währungsabsicherungskosten.

NAV-Hedging

Eine Möglichkeit der Währungsabsicherung ist die Absicherung des Nettoinventarwertes (Tagesmarktwert der Fondsanteile). Dabei wird der auf Landeswährung des Anlegers lautende gesamte Nettoinventarwert gegen die Basiswährung des Fonds abgesichert.

Es wird nicht ermittelt, welche Währungsrisiken tatsächlich im Fonds vorhanden sind. Es wird vielmehr das Risiko für den Investor reduziert, dass er wegen der Währungsschwankungen gegenüber Währungsverlusten der Fondsbasiswährung ungeschützt ist. Ohne Berücksichtigung der Hedgingkosten wird der Investor dadurch aus Performancesicht gleich gestellt mit einem Investor, bei dem die Heimatwährung und die Fondsbasiswährung identisch sind.

Beim NAV-Hedging wird die Performance des Portfolios in Fondsbasiswährung idealtypisch möglichst 1:1 in der entsprechenden Anteilklassenwährung abzgl. Hedgingkosten/zzgl. Hedgeerträgen transferiert. Es kommt nicht darauf an, welche Vermögensgegenstände oder welche Währungsexposures sich im Portfolio befinden oder ob im Basisportfolio eine Währungssicherung bereits erfolgt. Sofern im Basisportfolio Währungsrisiken bestehen, so werden diese durch das NAV-Hedging nicht abgesichert.

Look-Through-Hedging

Von Look-Through Hedging wird gesprochen, wenn der Fonds bzw. das Basisportfolio durchgeschaut wird und die dort enthaltenen Währungsexposures mittels Termingeschäften gegen die Anteilklassenwährung abgesichert werden. Bei der Absicherung der Anteilklassen sollen die Auswirkungen von Währungsschwankungen auf die Fondspositionen, die auf andere Währungen lauten als die Währung der abgesicherten Anteilklassen, weitgehend minimiert werden. Bei dieser Methode wird Position für Position vorgegangen und jede Währung wird einzeln abgesichert. Die anteiligen Währungsrisiken werden in dem Verhältnis, in dem die jeweilige Anteilklasse am Fonds partizipiert, gehedged und danach erfolgt die Absicherung der liquiden Währungen gegen die Basiswährung. Beim Look-Through-Hedging kommt es nicht darauf an, die Performance in andere Währungen zu übertragen, sondern Währungsrisiken möglichst vollständig zu vermeiden. Dazu ist der Blick in das Basisportfolio notwendig. Das Look-Through-Hedging ist eher für Aktienfonds und zudem für anspruchsvollere Kunden geeignet.

Es bestehen unterschiedliche Anforderungen an die Ausgestaltung des Hedgings: Look-Through-Hedging ist komplexer als NAV-Hedging.

Die Herausforderung

Bei der Einführung von währungsgesicherten Anteilklassen ergeben sich drei große zentrale Herausforderungen bei den folgenden Themen

  • Fachliche Prozessanpassungen
  • Systemintegration
  • Testdurchführung

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